Cicero stöbert im Internet

 – und wird fast zum Blogger…Bildschirmfoto 2014-11-25 um 21.17.49
(Lateinkurs E03/E04)

Im ersten Halbjahr der Einführungsphase ging es im Kurs E03/ E04 anhand von Ciceros philosophischer Schrift „De amicitia“ um die Frage:

  • Was ist eigentlich Freundschaft?

Die folgende Arbeit ist das Ergebnis einer Interpretationsaufgabe zu diesem Thema.

dabam Idibus Octobris 43 v. Chr. Roma urbe

Salvete discipuli et discipulae,

Salvete parentes,

si valetis, bene est, ego quoque valeo. Mihi nomen est Marcus Tullius Cicero, civis Romanus sum… –

Verzeiht, ich vergaß, dass nur wenige unter euch meiner Sprache, des Lateinischen, kundig sind. Wohlan, so will ich versuchen, in der Sprache von euch germanischen Barbaren zu schreiben.

Derzeit lesen einige tapfere E-Phasen-Schüler der hiesigen Schule nomine Theodor-Fliedner eines meiner philosophischen Werke mit dem wohlklingenden Namen „De Amicitia“ – „Über die Freundschaft“. Niedergedrückt von dem Tod meiner geliebten Tochter Tullia und politisch kaltgestellt von Caesars Erben, Antonius, habe ich mich darin ganz der Frage gewidmet, was wahre Freundschaft ausmacht und welchen Stellenwert sie für uns Menschen hat.

Heimlich lausche ich, was die heutigen iuvenes, ach nein… Jugendlichen zu diesem Thema für eine Meinung haben – über 2000 Jahre nach meinem gewaltsamen Tod durch die ruchlosen Feinde der libera res publica. Viele meiner Überlegungen teilen sie, doch müssen sie zuvor oft unter großen labores … ähm… Anstrengungen meine stilistisch kunstvoll formulierten Gedanken in ihre Barbarensprache übersetzen.

In anderen Dingen sind sie mir jedoch weit überlegen: So durfte ich mit Hilfe ihrer magistra linguae Latinae, Frau Matthees-Hadeler, in die Welt des Internets eintauchen und stieß in einem Blog über das Thema Freundschaft auf folgende Äußerungen:

Mitz: „Einen großen Teil meines Lebens machen meine Freunde aus. Sie haben im Lauf der Jahre gewechselt, aber eins ist immer gleich geblieben: Freunde sind die Menschen, denen ich zu 100 % vertraue und deren Meinung ich sehr schätze. Aber es ist genauso wichtig für mich, dass sie meine Meinung ebenfalls schätzen und sie sich vielleicht auch zu Herzen nehmen.

Aber warum muss es immer wieder Stress geben? Klar, eine feste Freundschaft übersteht so etwas, wird danach noch enger und hält eventuell länger. Aber was ist, wenn eine Freundschaft nach und nach mürbe wird?“

Roxie: „Wenn Freundschaften schlecht für einen sind, sollte man sie beenden, wie Beziehungen auch.“ (Quelle: http://www.blogigo.de/fuer_immer_vieIIeicht (9/2006))

Aber nein, die magistra Matthees-Hadeler verdarb mir die Freude und verbot mir, dem praeclarus… wie sagt man das… hochberühmten Cicero, den beiden meine Meinung zu bloggen.

Stattdessen gab sie ihren armen Schülern die Aufgabe, an meiner statt zu antworten, nachdem diese schon einige Auszüge aus meiner Schrift gelesen hatten.

Die folgende Antwort von der Schülerin Emily Rundau hätte allerdings aus meiner Feder sein können:

Antwort an Mitz:

Feste Freundschaften überstehen alles. Jeder hat Höhen und Tiefen, in dieser Zeit sind Freunde besonders wichtig. Meistens zeigt sich auch in dieser Phase, wer für einen da ist.

In einer Freundschaft muss man nicht immer einer Meinung sein, das wäre ja auch langweilig. Eine feste Freundschaft ist in der Lage, unterschiedliche Ansichten und Meinungen zu respektieren und zu akzeptieren. […] Leider halten nicht alle Freundschaften bis zur Ewigkeit. Deshalb kann es auch passieren, dass sie mürbe werden. Gründe dafür können sein, dass man nicht mehr ganz ehrlich zueinander ist, sich nicht mehr gut versteht und sogar einander nicht mehr vertraut.

Möchtest du jedoch die Freundschaft und den Kontakt halten, sei ehrlich, sei da, wenn du gebraucht wirst […], damit die Person erkennt, wie wichtig sie dir ist – aber ohne Schmeicheleien, Heuchelei und Lügen, denn Unaufrichtigkeit zerstört die Freundschaft.

Antwort an Roxie:

Freundschaften sind etwas Schönes, sie beruhen auf gegenseitiger Zuneigung und machen einen glücklich. Man ist nicht alleine und kann das Glück und Unglück teilen. Erfüllt eine Freundschaft diese Werte nicht mehr und macht nicht mehr glücklich, sollte man die Freundschaft beenden, denn auf Dauer wird man in dieser Freundschaft nicht glücklich.

Leider verstehen nicht alle, dass eine Freundschaft nur auf gegenseitigem Respekt aufgebaut werden kann. Deshalb sind manche Freundschaften sehr einseitig, sprich man wird ausgenutzt […] und man ist immer nur dann ein Freund/Freundin, wenn etwas gebraucht wird. Das ist keine Freundschaft. Wenn eine Freundschaft aus Heuchelei, Schmeichelei und Lügen besteht, ist dies keine richtige Freundschaft und wird früher oder später scheitern.

Valete! 

M. Tullius Cicero

(Frau Matthees-Hadeler)