Am 14. Mai 2014 unternahmen die Klassen 9a und 9d im Rahmen des Geschichtsunterrichts eine Fahrt zu der Gedenkstätte Hadamar. Wir kamen nach ungefähr einer Stunde Fahrt um 12.35 Uhr an. Wir warteten noch vor dem Gebäude, dann wurden die beiden Klassen getrennt. Beide Klassen gingen in Seminarräume. Die 9d erfuhr von ihrem Betreuer Herr Frieß etwas über die Gedenkstätte. Die 9d erarbeitete sich anhand von Arbeitsaufträgen die Geschichte der Tötungsanstalt in Form von Gruppenarbeit. Es gab vier Gruppen und jede bearbeitete einen anderen Themenbereich, den sie dann im Anschluss vor allen kurz präsentierten.
Im 18. und 19. Jahrhundert war die Gedenkstätte eine korrigierenden Anstalt (Besserungsanstalt). Dort wurden Ersttäter therapiert, welche oft auch Drogenprobleme hatten. Ab Januar 1941 bis März 1942 war es eine Tötungsanstalt, dort wurden ca. 15.000 Menschen umgebracht.
Es gab zwei Phasen. Die erste Phase dauerte sieben Monate lang und in dieser Zeit wurden ungefähr 10.000 Menschen vergast. Ab August 1941 begann die zweite Tötungsphase, in der man die Menschen durch Mangelernährung und Spritzen tötete. Man tötete die Menschen, die aus Sicht der Nazis nicht in den Volkskörper passten und als „wertlos“ angesehen wurden. Die 15.000 Morde wurden als „Gnadentode“ bezeichnet. Es wurden auch wenige Monate alte Kinder umgebracht.
Nachdem Herr Frieß seine Erzählung beendet hatte, gingen wir in die Busgarage. Dort begann der Rundgang durch die Gedenkstätte, den damals auch die psychisch Kranken und Behinderten gegangen sind. Die Garage ist teilweise noch original, andere Teile des Holzes mussten ersetzt werden. In der Busgarage kamen damals die Menschen an und gingen, damit sie nicht von der Bevölkerungen gesehen wurden, durch eine Art Tunnel ins Gebäude.
Hadamer war eine reine Tötungsanstalt. Das einzige Ziel war es, eine möglichst hohe Anzahl an Toten zu erlangen. Es gab sechs Tötungsanstalten, welche in ganz Deutschland verteilt waren.
Es gab keine Fluchtversuche, denn die Opfer wurden bis zum Schluss in dem Glauben gelassen, dass sie von ihren ursprünglichen Therapiezentren nach Hadamer verlegt wurden, um dort weiter betreut zu werden. Den Angehörigen wurde per Trostbrief erzählt, es sei ein plötzlicher, natürlicher Tod gewesen (z.B. akute Hirnhautentzündung). Alles wurde genau dokumentiert.
Wir gingen weiter den Weg der Patienten in das Gebäude, in den Auskleideraum. Dort mussten sich die Patienten entkleiden. Man gab ihnen alte Militärmäntel zum Anziehen und sie wurden in das Arztzimmer geführt. Ihnen wurde gesagt, sie würden hier durchgecheckt, doch in Wahrheit schaute der Arzt nur, welche realistische Todesursache man in dem Trostbrief angeben könnte.
Im nächsten Raum wurden die Personalien überprüft und die Menschen fotografiert. Außerdem wurde nachgeschaut, ob die Person Goldzähne besaß. Wenn dies der Fall war, bekam die Person ein Kreuz auf die Schulter gemalt, sodass man wusste, dass man diese noch vor der Verbrennung entfernen musste. Wir erhielten Einblick in einen Tötungskalender, aus dem ersichtlich wurde, dass über 100 Personen an einem einzigen Tag starben.
Danach liefen wir weiter in den Keller. Dort mussten die Patienten ihre Mäntel ablegen. Danach wurden sie in die Gaskammer geführt. Anfangs wurden Männer und Frauen getrennt, später nicht mehr. Die Kammer wurde komplett mit Menschen gefüllt, sodass man sich nicht wirklich bewegen oder hinsetzen konnte. Die Türen waren gasdicht und besaßen an der Rückseite ein kleines Guckloch für den Arzt, sodass dieser zuschauen und überprüfen konnte, ob alle tot waren. Das Kohlenmonoxid-Gas wurde 6 – 8 min auf Hüfthöhe ausgeströmt, sodass die Menschen innerlich erstickten. Danach musste 30 – 40 min gewartet werden, bis das ganze Gas weg war, damit die Toten danach zum Ofen gebracht und verbrannt wurden. Es wurden mehrere Patienten gleichzeitig verbrannt, damit Zeit gespart wurde.
Nach einer 20-minütigen Pause liefen wir hoch zu dem Friedhof. Es wurde ein Foto gezeigt, wie es dort früher ausgesehen hatte. Es gab Massengräber mit Nummern und die Angehörigen der Toten wurden, sofern möglich, von dem Friedhof ferngehalten. Kam doch jemand dorthin, wurde ihm die Nummer eines Grabes gesagt, welche aber nicht stimmte. Die Angehörigen bekamen darüber hinaus ein Schreiben, sie sollten Pflegegeld für das Grab zahlen, was es, wie wir wissen, gar nicht gab.
Wir lasen verschiedene Personenkarten von Patienten, die hier umgebracht wurden, und auch Tätern.
Wir erfuhren, dass es verschiedene Gruppen gab, die ermordet wurden:
- körperlich Behinderte
- geistig Behinderte
- Alte und Schwache (Schwerkranke)
- seelisch Erkrankte (z.B. Depression)
Es wurden auch von der Front traumatisierte und seelisch erkrankte Soldaten umgebracht.
Für uns war es ein sehr bewegender Tag. Wir wurden über die damaligen Greueltaten umfassend informiert. Es ist für uns sehr erschreckend, wie damals aus der nationalsozialistischen Ideologie heraus gehandelt wurde.
(Cara Zeuschner und Sonja Wilhelmi, mit Ergänzungen von Frau Pohlen – Geschichtslehrkraft der 9a und 9d)