Dialog: Tod und Bestattung im alten Rom

Dialog über das Thema „Tod und Bestattung im alten Rom“

Alicia: So. Wir sind jetzt in Trier im Landesmuseum und wir müssen gleich unser Referat vorstellen.

Nadine: Mist, das haben wir ja völlig vergessen.

Alicia: Weißt du noch unser Thema?

Nadine: Hmm… war das nicht „Tod und Bestattung im alten Rom“?

Alicia: Stimmt. Und wo sollen wir jetzt noch auf die Schnelle die Informationen herkriegen? Wie wäre es, wenn wir uns etwas abseits von den anderen stellen, damit Frau Lahme vergisst, dass wir noch etwas vortragen müssen.

Nadine: Finde ich gut.

Alicia: Schau mal… Der Grabstein leuchtet ja leicht. Hast du so etwas schon mal gesehen?

Nadine: Nicht dass ich wüsste.

(Der Boden gibt unter Nadine und Alicia nach und sie fallen in ein Loch mit grellem Licht)

Nadine: Was war das denn bitte? Und wieso sind wir plötzlich nicht mehr in dem Museum?

Alicia: Die Frage ist doch: Wo sind wir überhaupt? Das sieht hier aus wie ein…ein… Friedhof?

Nadine: Wo du es sagst… Ah, schau mal, da vorne sind Leute. Die können wir ja fragen, wo wir hier sind.

Alicia: Komisch, die sehen irgendwie aus wie Römer…

Nadine: Ich glaube, das sind auch Römer.

Alicia: Super, dann können wir die ja so zu sagen interviewen für unser Referat.

Nadine: Genau. Wie wäre es, wenn wir die junge Frau dort vorne fragen. Sie steht so alleine.

Alicia: Gute Idee. Lass uns zu ihr gehen.

Nadine: Sei gegrüßt. Ich bin Nadine und das ist Alicia. Das mag jetzt vielleicht etwas komisch klingen, aber wir sind nicht von hier.

Victoria: Seid gegrüßt. Ihr seht auch wahrlich nicht aus, als ob ihr von hier seid.

Alicia: Kannst du uns vielleicht sagen, was hier los ist?

Victoria: Was denkst du denn ist auf einem Friedhof los? Eine Beerdigung natürlich.

Alicia: Wer ist denn gestorben?

Victoria: Meine Großmutter. (traurige Stimme)

Alicia: Das tut uns aber leid.

Victoria: Schon gut.

Nadine: Und wie läuft das ab?

Victoria: Ihr kommt echt nicht von hier… Also, zuerst hat man die Verstorbene gewaschen, gesalbt, geschminkt und ihr ihre Festtagsgewänder angezogen. So hat man sie dann bis zur Trauerfeier im Haus aufgebahrt.

Alicia: Ich für meinen Teil hätte nicht gerne einen Toten im Haus… .

Victoria: Hmm. Auf jeden Fall legt man ihr dann noch eine Münze in den Mund. Das ist sehr wichtig, denn sonst kann sie nicht den Fährmann bezahlen.

Nadine: Fährmann? Wer ist das?

Victoria: Der Fährmann ist derjenige, der des Toten Seele in das Totenreich fährt.

Alicia: Aha.

Nadine: Und was passiert noch zu Hause mit den Toten?

Victoria: Wir erweisen ihnen ihre letzte Ehre, indem wir die Bahre mit Blumen und Bändern schmücken, Öllampen aufstellen, Weihrauch abbrennen lassen und eine Totenklage anstimmen. Wir Frauen zerkratzen unsere Brüste und zerraufen uns unsere Haare. Die Söhne lassen sich einen Bart wachsen.

Alicia: Interessant. Du hast vorhin etwas von einer Trauerfeier gesagt… Wann ist die denn?

Victoria: Die Trauerfeier findet immer drei Tage nach dem Tod statt.

Nadine: Und wie läuft diese Feier so ab?

Victoria: Die Tote wird von Verwandten und Freunden auf ihrer Bahre zum Friedhof getragen, wo sie auf einem geschmückten Scheiterhaufen verbrannt wird. Wie man sehen kann, trägt man Schwarz oder Grau, trägt keinen Schmuck und ist unfrisiert. Den Trauerzug der Reichen begleiten bezahlte Klagefrauen, Flötenspieler, Hornbläser, Fackelträger und Schauspieler.

Alicia: Für was braucht man denn die Schauspieler auf einer Beerdigung?

Victoria: Die Schauspieler tragen weitere Festtagsgewänder und Wachsmasken der Verstorbenen.

Nadine: Wie ist so die Atmosphäre während des Trauerzugs?

Victoria: Man singt Lobeslieder und Spottverse und es wird eine Trauerrede gehalten. Unter Klagerufen werden die Verstorbene und Dinge, die ihr lieb waren, auf den Scheiterhaufen gelegt. Wenn dieser abgebrannt ist, wird über die glühende Asche Milch und Wein geschüttet. Danach sammelt man die Knochenreste ein, wäscht oder zerkleinert diese und füllt sie in eine Urne aus Ton oder Glas.

Alicia: Das hört sich alles richtig interessant an. Was passiert nach der Verbrennung?

Victoria: Nach der Verbrennung gibt es einen Totenschmaus im Haus der Verstorbenen. Die Familie darf jedoch nicht daran teilnehmen, denn sie gilt bis zum Ende der Trauerzeit als unrein. Die Trauerzeit endet erst in neun Tagen mit der Bestattung der Urne und einem Totenmahl im engsten Kreise der Familie.

Nadine: Neun Tage. (überrascht und erstaunt sein)

Victoria: Ganz recht. Es werden auch öffentlich Spiele veranstaltet und zum Andenken der Toten werden Grabsteine und Grabmäler errichtet, und es werden regelmäßig Totengedenkfeiern abgehalten.

Nadine: Werden eigentlich alle Toten verbrannt?

Victoria: Nein, nicht alle. Manche werden auch in Särgen bestattet. Das hängt von der Vorstellung des Totenreichs ab. Kleinkinder und Sklaven werden nicht verbrannt. Durch eine Verbrennung hat der Geist eine Möglichkeit in den Himmel aufzusteigen. Bei der Bestattung im einem Sarg wird dem Toten angeboten, mit seinem Körper wieder aufzuerstehen und er wird Mutter Erde zurück gegeben.

Alicia: Du hast uns die Traditionen jetzt hauptsächlich von den Reichen erzählt. Aber was ist mit den ärmeren Leuten, die sich zum Beispiel nicht diese aufwendige Totenfeier leisten können?

Victoria: Diese treten einem Begräbnisverein bei, der nach den Berufsgruppen eingeteilt ist. Gegen einen Mitgliederbeitrag bekommt man eine würdige Beerdigung oder einen Platz für die Urne gesichert.

Nadine: Ah O.K., verstehe.

Victoria: Und bei den adligen Familien sind Feuerbestattungen eher unüblich. Man bestattet die Angehörigen im Familienmausoleum und fertigt von ihnen Wachsmasken an, die in einer Ahnengalerie präsentiert werden.

Alicia: Danke dir, dass du uns das alles erklärt hast.

Victoria: Gern geschehen. Ich muss jetzt aber auch schnell weg. Lebt wohl.

Nadine: Leb wohl.

Alicia: Nadine, siehst du auch dieses gleißende Licht? Was passiert denn jetzt schon wieder?

Nadine: Ich glaube, wir sind jetzt wieder in Trier im Landesmuseum.

Alicia: Das ist gut. Damit ist der erste Teil des Referates abgeschlossen. Jetzt brauchen wir nur noch etwas über das Albinius-Grabmal. Hast du schon mal was davon gehört?

Nadine: Gehört noch nicht. Aber gesehen schon, denn wir stehen direkt davor. Das Weitere können wir gerade mal googeln und an der Infotafel nachlesen.

Alicia: Ok, Google sagt, es wurde 1884/1885 im „Warsberger Weinhof“ entdeckt, und es ist ein ca. drei Meter hohes, rechteckiges Grabmal aus dem Jahr 140-150 n. Chr.

Nadine: Wie man sehen kann, werden Gaius Albinius Asper und seine Frau Secundia dargestellt. Das Grabmal hat ein einfaches Sockelprofil und ein ornamentiertes Abschlussgesims. Es wird von rankenverzierten Pilastern umrahmt.

Alicia: Ein Stück von Secundias Mantel und Aspers Knie sind abgebrochen. Und schau mal, an den Nebenseiten werden Tänzerinnen gezeigt.

Nadine: Übersetzt lautet die Inschrift: „Gaius Albinius Asper hat für Secundia Restituta, seine Gattin, (und für sich selbst) zu seinen Lebzeiten (das Denkmal errichtet)“

Alicia: Es heißt, Gaius Albinius Asper sei ein römischer Winzer und Weinhändler gewesen. Und seine Frau und er waren römische Bürger.

Nadine: Die beiden waren sehr reich. Das merkte man daran, dass in den Löchern der Augen Edelsteine eingesetzt worden waren. Secundia trug ihre Haare hochgesteckt und gescheitelt, wie es zu ihrer Zeit in Mode war.

Alicia: Und anhand der Frisur konnte man das Entstehungsdatum einer gefundenen Münze feststellen.

Nadine: Dann wissen wir das ja jetzt auch.

Alicia: Gehen wir besser wieder zur Gruppe zurück, bevor es auffällt, dass wir uns entfernt haben.

Nadine: O. K., machen wir das.

Geschrieben von: Alicia
Nadine gesprochen von: Nadine
Alicia gesprochen von: Alicia
Victoria gesprochen von: Hannah

12.04.2015